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Schlosstheater Moers: Robinson und Freitag

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Besonders in der Vorweihnachtszeit bieten viele Theater Aufführungen für Kinder an. Die Eichendorffschule entschied sich bei der Planung für die Geschichte vom berühmtesten Schiffbrüchigen aller Zeiten: Robinson Crusoe. Am 12.12.2012 fuhren zunächst die 1. und 2., anschließend die 3. und 4. Schuljahre zur Aufführung des STM-Kinderstücks "Robinson und Freitag" in die Theaterhalle an der Moerser Eishalle.

Zum Inhalt der Geschichte
In dem Roman "Robinson Crusoe", der vor über 350 Jahren spielt, erzählt der Schriftsteller Daniel Defoe von einem englischen Kaufmann, den Freiheitsdrang und Abenteuerlust hinaus aufs weite Meer zogen. Alle Warnungen seiner Eltern konnten ihn nicht davon abhalten, auf einem Segelschiff die Welt zu erkunden. Eines Tages jedoch geriet das Schiff in einen schweren Sturm und zerbrach. Robinson und ein paar andere Männer konnten vorher noch in ein kleines Rettungsboot springen, aber eine riesengroße Welle schlug das Boot um, und alle fielen ins tosende Meer. Doch Robinson hatte Glück im Unglück. Eine weitere Welle schleuderte ihn an einen Strand. Mit letzter Kraft konnte er sich auf das Land retten. So landete er als Schiffbrüchiger auf einer tropischen Insel, auf der es glücklicherweise Trinkwasser, Früchte, Tauben, Hasen und ein paar wilde Ziegen gab. Mit einigen Sachen, die er aus dem Schiffswrack bergen konnte, richtete sich Robinson Crusoe auf der unbewohnten Insel ein so gut es ging. Während dieser Zeit brachte er sich viele Dinge selbst bei. Dabei lernte er, dass der Mensch alles schaffen kann, wenn er genau beobachtet, gut überlegt und fleißig ist. Die Tage und Wochen vergingen. Er baute sich vor einer Höhle ein Zelt als Wohnung und legte sich einen Kalender an, indem er in ein Holzstück für jeden Tag eine Kerbe ritzte. Den siebten Einschnitt für einen Sonntag machte er doppelt so lang. Nun konnte er seine Zeit nach Wochen, Monaten und Jahren berechnen. Den Tagesablauf teilte er sich genau ein. In der Nacht aber hatte er große Angst vor wilden Tieren. So waren schon dreiundzwanzig arbeitssame, jedoch eintönige und vor allem sehr einsame Jahre auf der Insel vergangen. Der einzige, mit dem er sich unterhalten konnte, war ein Papagei, dem er ein paar Wörter beigebracht hatte. Aber der war nicht besonders sprachbegabt.
An einem Morgen beobachtete Robinson durch sein Fernrohr mehrere dunkelhäutige Inselbewohner, die mit mehreren Kanus auf die Insel gekommen waren. Sie zündeten ein Feuer an und begannen zu tanzen. Die Fremden hatten zwei Gefangene dabei, die sie töten und aufessen wollten. Der erste Gefangene wurde niedergeschlagen. Der andere Gefangene aber konnte fliehen. Robinson beschloss, ihm zu helfen, obwohl er selber Angst vor den Kannibalen hatte. Mit einem Schuss aus seinem Gewehr schlug er die Fremden in die Flucht. Den zitternden jungen Mann nahm Robinson mit in seine Höhle, gab ihm zu essen und zu trinken sowie Kleidung. In den ersten Tagen konnten sie sich nur durch Zeichen verständigen. Da das auf Dauer sehr mühsam war, brachte Robinson Crusoe ihm seine englische Sprache bei. Zuerst gab er dem Fremden einen Namen. Er sollte "Freitag" heißen, weil Robinson ihn an einem Freitag gerettet hatte. Robinson zeigte Freitag alle Arbeiten, die gemacht werden mussten. Dabei sagte er ihm immer die Bezeichnungen der Dinge und Tätigkeiten. Freitag war ein guter und fleißiger Schüler und lernte schnell. Bald schon konnte sich Robinson mit Freitag unterhalten und erzählte ihm von den Menschen in England. Freitag wiederum erzählte Robinson vom Leben und der Arbeit der Inselbewohner. So vergingen drei weitere Jahre.
Eines Morgens sichtete Robinson vor der Insel ein englisches Segelschiff. Er beobachtete, dass ein Beiboot mit acht Matrosen und drei Gefangenen zum Strand gerudert kam. Freund oder Feind? Das war Robinson noch nicht klar. Deshalb schlich er sich vorsichtig an die Männer heran. Die Matrosen waren meuternde Seeräuber, die ihren Kapitän, den Steuermann und einen weiteren Mann auf der Insel aussetzen wollten. Robinson sah seine Chance zur Rettung gekommen, auf die er all die Jahre gewartet hatte. Mithilfe von Freitag und den drei Gefangenen überraschten sie die Seeräuber im Schlaf, fesselten sie und brachten sie in Robinsons Höhle. Sie mussten auf der Insel zurückbleiben. Robinson Crusoe, Freitag, der Kapitän, der Steuermann, der dritte Mann sowie einige dem Kapitän treu gebliebene Matrosen fuhren mit dem Segelschiff nach England. Robinson hatte 28 Jahre auf der Insel gelebt.
Zum Theaterstück
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In der Theaterfassung des Regisseurs Julius Jensen lebt der schiffbrüchige Robinson Crusoe - sehr überzeugend gespielt von Frank Wickermann - seit Jahren auf einer einsamen Insel. Das zerbrochene und gestrandete Schiffswrack - ein tolles und für ein Kindertheater aufwändig gestaltetes Bühnenbild von Christoph Rasche - ist für Roninson Wohnung und Lebensmittelpunkt zugleich. Jeder Tag verläuft nach den gleichen Mustern: das morgendliche Zurechtstrubbeln der Frisur, der kurze Blick in den Spiegel inklusive Selbstbegrüßung, notdürftiges Zähneputzen, Feuer kontrollieren, Bohnen wässern, Kalenderstriche ritzen, auf dem Berg mit dem Fernrohr Ausguck nach einem rettenden Schiff halten, sich ums Essen kümmern, schlafen gehen. So straff durchorganisiert vergeht Jahr um Jahr. Das ist Robinsons Überlebensstrategie. Er ist nicht nur ein unfreiwilliger Gefangener auf der einsamen Insel, sondern auch ein Gefangener seiner eigenen Rituale geworden. In seinem Gesicht hinterlässt so ein Leben Spuren: Die Gesichtszüge sind voller Sorgenfalten, die Mundwinkel freudlos hängend, und die Augen haben jeglichen Glanz verloren. So manch einen Erwachsenen beschleicht beim Zuschauen das leise Grauen, denn es gibt durchaus Parallelen zur ewig gleichen Tretmühle des Alltags.
Dieser Robinson Crusoe hat sich mit seinem Schicksal abgefunden, bis er eines Tages eine menschliche Fußspur im Sand entdeckt, die ihm nicht gehören kann. Das versetzt ihn in helle Aufregung. Ein Fischerjunge von einer Nachbarinsel namens Freitag, dessen Boot bei einem Unwetter untergegangen ist, landet ebenfalls auf der Insel. Robinson ist zunächst schon deshalb durcheinander, weil Freitag an einem Donnerstag auftaucht, anstatt an einem Freitag, wie man gemeinhin annehmen sollte. Außerdem bringt dieser Freitag - erfrischend quirlig gespielt von Katja Stockhausen - mit seiner Unbekümmertheit Robinsons Überlebenskonzept total durcheinander. Freitag nimmt die Dinge so wie sie kommen, im Vertrauen darauf, dass es irgendwie schon weitergehen wird. Er denkt nicht an morgen, lebt im Jetzt und Hier und hat erst recht keinen Überlebensplan ("Erst mal schauen, dann mal sehen."). Gegensätzlicher können zwei Menschen kaum sein. Der einsame Robinson, der sich zuerst sehr über einen Freund gefreut hat, ist zunehmend mehr vom lebenslustigen Freitag genervt. Spiel und Abenteuer anstatt Alltagsorganisation? Das geht gar nicht! Robinson, der sich zwar auf die Späße Freitags einlässt und auch genießt, kann nicht richtig aus seiner Haut heraus und klammert sich an die ihm vertrauten und Sicherheit gebenden Rituale. Schließlich kommt es zu Streit und Machtkämpfen zwischen den beiden. Doch dann merken sie, dass sie den anderen trotz aller Gegensätzlichkeit irgendwie vermissen. Robinson und Freitag werden wieder Freunde und lernen voneinander: Robinson begreift, dass er mehr Leichtigkeit in seinem Leben zulassen muss, und Freitag, dass er mehr Verantwortung übernehmen muss. Eines Tages taucht ein Schiff am Horizont auf. Ob die beiden letztendlich an Bord gehen, bleibt ungewiss.
Das gut eine Stunde dauernde Theaterstück "Robinson und Freitag" ist in erster Linie eine Geschichte über Freundschaft, Verantwortung und Akzeptanz gegenüber der Andersartigkeit anderer Menschen. Gegensätzlichkeit muss nicht zwangsläufig zum Bruch einer Beziehung führen, sondern kann auch bereichern.
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Das Thema Freundschaft hat die Grundschulkinder angesprochen, zumal es ein zentrales Thema ihrer sozial-emotionalen Erlebenswelt ist. Den kleinen Zuschauern der ersten Klassen hat das Stück vor allem wegen der lustigen Szenen und Dialoge gut gefallen. Die älteren Kinder jedoch vermissten in dem relativ dialoglastigen Stück mehr spannende Handlungen. Bühnenbild, Bühnentechnik sowie Musik und Sound kamen bei den Kindern gut an.
Unser Dank gilt allen Mitwirkenden des STM-Kinderstücks "Robinson und Freitag":

Robinson: Frank Wickermann

Freitag: Katja Stockhausen

Inszenierung: Julius Jensen

Bühne & Kostüme: Christoph Rasche

Dramaturgie: Nicole Nikutowski

Theaterpädagogik: Anne Tenhaef und Holger Runge