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Klasse 4b: Fabeln
- Kategorie: 05 Klassenarchiv Schuljahr 2011/2012
- Erstellt: Montag, 14. Mai 2012 20:09
- Geschrieben von Brigitte Reinhard
Fabeln sind oft kurze Erzählungen. Am bekanntesten sind die Tierfabeln von Aesop, Lessing, la Fontaine und Martin Luther. Fast immer stehen sich zwei gegensätzliche Tierfiguren gegenüber, wie beispielsweise ein Stärkerer einem Schwächeren. Sie besitzen menschliche Eigenschaften, das heißt, sie denken, fühlen, handeln und sprechen wie Menschen. Fabeln möchten unterhalten und zum Nachdenken auffordern. Sie befassen sich mit typischen Eigenschaften und Schwächen von Menschen: Neid, Dummheit, Geiz, Eitelkeit, Faulheit, Stolz, Missgunst usw. Der Fuchs ist in Fabeln der Schlaue und Listige, der nur an seinen eigenen Vorteil denkt. Der Löwe ist stark und mutig, die Maus dagegen schwach, aber auch klug und hilfsbereit. Der Esel gilt als stur und faul, während der Rabe eitel, dumm und besserwisserisch ist. Dem Bären werden die Eigenschaften stark, gutmütig, freundlich, jedoch auch einfältig und naiv zugeschrieben. |
Die Fabel ist in drei oder vier Teile gegliedert. In der Einleitung werden die Figuren kurz vorgestellt. Im Hauptteil entwickelt sich ein Konflikt. In vielen Fabeln ist dieser Teil als Streitgespräch zwischen den beiden Tieren dargestellt. Oft gibt es am Ende des Hauptteils eine überraschende Wende in der Handlung. Im Schluss der Fabel kommt es zur Lösung des Konflikts. Meistens gibt es einen Gewinner und einen Verlierer. Jede Fabel enthält eine Lehre, eine Belehrung. Diese Lehre bezeichnet man auch als Moral. Sie will den Menschen zeigen, was sie aus ihren Fehlern und Schwächen lernen sollen. Manchmal ist die Lehre aufgeschrieben, manchmal ist sie im Fabeltext versteckt, weil der Leser sie selbst herausfinden soll. |
Über mehrere Wochen beschäftigten sich die Kinder der Klasse 4b mit der Textgattung Fabel. Verschiedene Tierfabeln wurden gelesen, was wegen der altertümlichen Sprache nicht immer ganz leicht war. Anschließend wurden diese Texte analysiert und der Aufbau einer Fabel herausgefunden. Der konkrete Inhalt wurde mit Beispielen aus menschlichen Alltagssituationen belegt. Die Mädchen und Jungen entwickelten ein gutes Gespür für die Zuordnung passender Lehren zu unterschiedlichen Fabelinhalten. In eine Comic-Fabel "Der Fuchs und der Rabe" wurden die Dialoge in Sprech- und Denkblasen eingefügt, um so die Scheinheiligkeit so mancher Aussagen und die Gerissenheit bzw. Eitelkeit der Streitenden zu verdeutlichen. Zum Abschluss der Unterrichtseinheit schrieben die Schüler/innen mithilfe der erarbeiteten Strukturmerkmale selbstständig Fabeln zu einer frei gewählten Lehre. |
Der Löwe und der Tiger Vor langer, langer Zeit an einem Fluss lebten ein Löwe und ein Tiger. Eines Tages stritten sie sich um ein Stück Fleisch. Beide waren stark und dickköpfig, und so ließ keiner los. "Lass los! Es gehört mir!", brüllte der Löwe, denn er wollte seinen Teil nicht aufgeben. "Hör auf zu lügen! Ich hatte es zuerst!", erwiderte der Tiger grimmig. Sie zankten sich so lange, bis sie vor lauter Erschöpfung umfielen. Da schlich sich ein Krokodil vom Fluss ans Ufer und machte sich an das Stück Fleisch heran. Es hatte den Streit zwischen Löwe und Tiger heimlich beobachtet. Nun schnappte es sich den Brocken und verschlang ihn gierig. "He, was soll das?", brüllten Löwe und Tiger. "Tja, Pech!", schmatzte das Krokodil und eilte ins Wasser. So machten sich die beiden Raubkatzen mit leerem Magen auf den Weg nach Hause. Wenn zwei sich streiten, freut sich der dritte. Sümeyye U. |
Der Esel, die Ziege und die Nachtigall Ein Esel und eine Ziege kamen zusammen, um Musik zu spielen. Die Ziege beklagte sich: "So geht das nicht! Wir haben ein Problem mit der Musik. Sie klingt so schauderhaft. Du, Esel, musst dich umsetzen. Dein Instrument dröhnt mir in den Ohren. Am besten, du setzt dich vor mich." "Muss das sein?", stöhnte der Esel. Weil die Ziege nicht aufhörte zu meckern, willigte er schließlich ein. Sie spielten noch mal. Aber immer noch klang das Konzert grauenhaft. "So geht es auch nicht", sprach der Esel. Wir müssen uns der Größe nach nebeneinander setzen." In dem Moment flog eine Nachtigall vorbei. "Liebe Nachtigall", riefen die beiden, "wie sollen wir uns hinsetzen, um schöne Musik zu spielen?" Die Nachtigall zwitscherte: "Um gute Musik zu spielen braucht man Begabung, und ihr, meinen Freunde, habt dazu keine Begabung." Es ist besser, im Leben nicht nach Dingen zu trachten, für die man keine Begabung hat. Daniel H. |
Der Bär und der Fuchs Ein Bär hatte einen Hirsch getötet und aß davon die Hälfte. Den Rest nahm er mit in seine Höhle. Auf dem Weg dahin sah ein Fuchs das Stück Fleisch und bekam großen Hunger. Er verfolgte den Bären bis zu dessen Behausung. Als der Bär eingeschlafen war, schlich der Fuchs hinein. Aber er trat auf einen Knochen, und es knackte laut. Der Bär wachte auf und brüllte: "Lass mein Fleisch in Ruhe!" Der Fuchs antwortete listig: "Ehrlich, ich wollte dein Fleisch nicht klauen, starker, mächtiger Bär. Das würde ich mich gar nicht trauen. Ich wollte nur darauf aufpassen. Ich bin doch dein Freund und bewundere deine Kraft! " Der Bär, dem die Komplimente gefielen, brummte zufrieden: "Gut, dann habe ein wachsames Auge auf mein Abendessen!" Sogleich schlief er wieder ein. Vorsichtig packte der Fuchs das Stück Fleisch und verschwand. Eine halbe Stunde später erwachte der Bär und suchte seine Hirschhälfte ohne Erfolg. Er schwor sich, dass er jetzt viel besser auf sein Fleisch aufpassen und sich nicht mehr von falschen Freunden hereinlegen lassen würde. Lass dich nicht von Schmeichlern täuschen. Luis H. |
Der Spatz und der Fuchs Eines Tages trafen sich ein Spatz und ein Fuchs. Der Spatz wollte dem Fuchs zeigen, wie schön er singen konnte. Dem Fuchs gefiel der Gesang aber gar nicht. Trotzdem sang der Spatz von nun an jede Nacht in der Nähe des Fuchsbaus. Der Fuchs konnte deswegen nicht mehr gut schlafen. "Ich muss irgendwas dagegen tun", überlegte er. Deswegen grub er ein tiefes Loch vor seinem Haus und deckte es mit Blättern ab. Er wollte, dass der Spatz dort hineinfiel, und er seinen Gesang nicht mehr hören musste. Sobald die Falle fertig war, ging er zum Spatz und fragte ihn: "Lieber Spatz, kannst du heute wieder vor meinem Haus singen? Da kann ich deinen Gesang am besten hören." "Okay!", antwortete der Spatz und freute sich, dass der Fuchs seine Melodien so mochte. Am Abend versteckte sich der Fuchs hinter einem Busch und wartete, bis der Spatz kam. Endlich war er da, aber er stellte sich nur neben die Falle und fing wieder an zu laut zu zwitschern. Damit der Spatz ins Loch fällt, sprang der Fuchs aus seinem Versteck hervor und erschreckte den kleinen Sänger. Der hüpfte verängstigt über die Blätter der Falle, aber weil er so leicht war, fiel er nicht hinein. Der Fuchs war jedoch so schnell, dass er nicht mehr bremsen konnte und in seine selbst gebaute Falle fiel. Von oben lachte der Spatz schadenfroh: "Ha, ha, ha, ha!" Jeden Abend sang er jetzt dort, bis der Fuchs wahnsinnig wurde und elend starb. Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein. Nathalie F. |
Die Eichhörnchen und die Elster Zwei Eichhörnchen suchten Wintervorrat im Wald. Als sie schon sehr lange gesucht hatten, fanden sie plötzlich eine einzige Nuss am Baum. Sie freuten sich sehr und kletterten schnell auf den Ast. Im Nu waren sie vom Baum runter gesprungen. Doch eine Frage blieb offen: Wer würde die Nuss kriegen? Jetzt kam es zu einem Streit um die Beute. Das eine Eichhörnchen rief: "Du Blödmann, ich hatte die Nuss zuerst!" "Ich krieg sie aber trotzdem, denn ich sah sie zuerst!", fauchte das andere. Und so ging es lange hin und her. Sie bemerkten gar nicht, dass sie die Nuss fallen gelassen hatten. Beide stritten sich einfach weiter. Nach einer Weile flog zufällig eine Elster vorbei. Sie suchte auch etwas zu fressen und sah mit ihren scharfen Augen die Nuss und die streitenden Eichhörnchen. Diese Chance ließ sie sich nicht entgehen. Blitzschnell schnappte sie sich die Nuss und flog schadenfroh davon. Als die Eichhörnchen das bemerkten, wurde ihnen klar, wie dumm sie gewesen waren. Wenn zwei sich streiten, freut sich der dritte. Lioba L. |
Der Bär und die Maus Ein Bär kam vom Essen zurück und wollte sich gerade hinlegen. Da sauste plötzlich eine Maus über seine Tatzen. Sie spielte mit den anderen Waldtieren fangen und rannte um den Bären herum. Der Bär wurde sauer, packte die Maus am Hals und drohte: "Wenn du nicht auf der Stelle aufhörst, erwürge ich dich!" Daraufhin flehte die Maus: "Nein, bitte lass mich am Leben. Ich verspreche dir auch, dass ich dir mal helfen werde." Danach brummte der Bär belustigt: "Na gut, ich lasse dich laufen." Wenige Tage später kam ein Jäger in den Wald. Er wollte den Bären abschießen. Die Maus sah ihn, erinnerte sich an ihr Versprechen und pfiff ihre Freunde zusammen. Die Mäuse kletterten dem Jäger innen die Hosenbeine hoch. Der schrie: "Verflixt noch mal, was ist das?" Er ließ das Gewehr fallen und rannte weg. Danach bedankte sich der Bär bei der Maus. Sind deine Freunde noch so klein, sie können dir von Nutzen sein. Lorena G. |
Der Hund und die Katze An einem sonnigen Tag machte ein Hund ein Mittagsschläfchen vor seiner Hütte. Da kam eine Katze über den Zaunrand gelaufen. Sie miaute den Hund aus sicherer Entfernung an und stichelte: "Miau, miau, krieg mich doch, du doofer Köter!" Der Hund sprang verärgert auf und ab am Zaun entlang und bellte: "Warte es ab, ich erwische dich noch!" Aber die Katze hörte nicht auf, den Hund zu ärgern. Weil sie dauernd den Hund anfauchte, merkte sie nicht, dass der Zaun zu Ende war, und schwupps landete sie auf dem Boden. Der Hund packte die Katze, schüttelte sie und sprach: "Du dumme Mieze, hast du nicht gemerkt, dass der Zaun zu Ende ist?" Übermut tut selten gut. Niklas H. |
Der Pinguin und der Spatz Im Duisburger Zoo begegneten sich ein Pinguin und ein Spatz. Der Pinguin sagte: "Ich möchte auch mal so in der Luft herumflattern können wie du. Deshalb will ich bei dir fliegen lernen." Darauf antwortete der Spatz: "Ich kann dir zeigen, wie man fliegt. Aber bist du ganz sicher, dass das Richtige für dich ist?" Doch der Pinguin ließ nicht locker. "Wann hast du denn Zeit, lieber Spatz, vielleicht morgen?" Einen Tag später trafen sie sich für die erste Flugstunde. Der Pinguin stand auf einem hohen Felsen über seinem Wasserbecken. Der Spatz erklärte: "Spring hoch in die Luft und öffne deine Flügel weit. Danach schlägst du mit deinen Schwingen auf und ab." Der Pinguin sprang runter und flatterte mit seinen kurzen Stummelflügeln so schnell er nur konnte, kam aber nicht hoch, sondern landete im eiskalten Wasser. Da merkte der Pinguin, dass er sich im Wasser doch am wohlsten fühlte. Nach einer Minute tauchte er wieder auf und rief dem Spatz zu: "Ich glaube, ich bin nicht zum Fliegen geeignet und werde es niemals lernen." Es ist besser, im Leben nicht nach Dingen zu trachten, für die man nicht geschaffen ist oder für die man keine Begabung hat. Nico Ga. |
Der Löwe und der Bär Vor langer Zeit lebte ein angeberischer und in sich selbst verliebter Löwe. Er lobte sich selbst und ließ sich von den anderen Tieren bedienen. Immer sagte er: "Findet mir ein so schönes und starkes Tier wie mich!" Eines Tages kam ein völlig netter und mutiger Bär vorbei. Er bat den Löwen um ein Schluck Wasser. Der jedoch brüllte: "Wer bist du eigentlich, dass du es wagst mich anzusprechen?" "Ich bin ein Bär, der von weither gekommen ist, um zu gucken, wie schön es hier ist." Da sagte der Löwe: "Ich fordere dich zu einem Kampf heraus, Mann gegen Mann. Ich werde gewinnen, denn ich bin der König der Tiere und der Stärkste von allen." Der Bär verstand gar nicht, warum er sich mit dem Löwen prügeln sollte und meinte: "Warum bist du so streitsüchtig? Ich will gar nicht mit dir kämpfen. Ich wollte nur einen Schluck Wasser haben, denn ich bin auf meiner Reise durstig geworden." Doch der Löwe ließ nicht locker: "Wenn du nicht mit mir kämpfst, werde ich überall erzählen, dass du feige bist und ein riesengroßer Angsthase." Das gefiel dem Bären gar nicht. An einem Samstag standen die beiden auf einem hohen Berg, und der Bär vermöbelte den Herausforderer. So wurde er der neue König der Tiere. Leg dich nicht mit Stärkeren an. Mohammed T. |
Der Bär und die Bienen Die Bienen flogen um den Bienenstock. Auf einmal kam der Bär. Eine Biene rief: "Schnell, versteckt euch, der Bär kommt!" Alle flogen auf die Bäume. Der Bär wollte den Honig aus dem Bienenstock haben. Das erste Mal schleuderte einen Stein in Richtung des Baumes, um den Bienenstock abzuwerfen. Der ging daneben. Die Bienen lachten laut und riefen: "Ha, ha, nicht getroffen!" Der Bär wurde wütend. Als er es das zweite Mal versuchte, warf er einen größeren Stein sehr hart und gut gezielt. Der ging auch vorbei. Den Bienen taten vom lauten Lachen die Bäuche weh. Dadurch wurde der Bär noch wütender. Das dritte Mal warf er so gut, wie er noch nie in seinem Leben einen Stein geworfen hatte. Wieder flog der sehr knapp vorbei. Da summte eine Biene vergnügt: "Du kommst nie an unseren leckeren Honig aus dem Bienenstock." "Ich will den Honig doch gar nicht, der ist mir viel zu süß", brummte der Bär verächtlich und lief zurück in den Wald. Es ist leicht etwas zu verachten, was man nicht erreichen kann. Leon S. |