archivierte Beiträge

Klasse 4a: Graffiti im Kunstunterricht

Graffiti - Kunst oder Sachbeschädigung?

4a_graffiti_titel

Graffiti ist für viele Menschen nichts weiter als eine Form von Vandalismus und Kriminalität. Gemeint sind die Bilder und Schriftzeichen, die gelangweilte und vorwiegend jugendliche Sprayer in meist nächtlichen Aktionen an Fassaden und anderen Gegenständen hinterlassen. Die Eigentümer können dann zusehen, wie sie mit erheblichem finanziellem Kostenaufwand diese schwer zu entfernenden Schmierereien wieder beseitigt bekommen. Die einen haben den Kick, die anderen den Ärger. Das darf nicht sein und ist zu Recht strafbar.

Doch Graffiti ist mehr. Graffiti, das sich aus der Straßenkunst entwickelt hat, gehört zur Kunstrichtung Pop Art. Auf Leinwänden oder speziell dafür vorgesehenen Wänden übermitteln Graffiti Künstler, wie andere Künstler auch, in ihren Werken Alltagsszenen oder Botschaften: Gefühle, besondere Erlebnisse, gesellschaftskritische Überzeugungen.

Der bekannte US-amerikanische Künstler Keith Haring (1958-1990) begeisterte sich schon früh für Comics und zeichnete auch selbst. Er war stark von der Graffiti Kunst der 1960er Jahre beeinflusst. Seine Karriere begann 1980, als er in der New Yorker U-Bahn mit weißer Kreide lustige Strichmännchen auf schwarz überklebte Plakatwände zeichnete. Das aber war verboten! Seine Zeichnungen amüsierten nicht nur die Fahrgäste, sondern auch die Kunstszene wurde bald auf den Graffiti Zeichner aufmerksam.

In unserem Kunstunterricht setzten sich die Kinder der Klasse 4a in den vergangenen Wochen mit dem Thema Graffiti auseinander. Zu Beginn der Unterrichtseinheit beurteilten sie die überall zu sehenden Graffitis der Umgebung, die man auch in unserer Schule an die Wände und sogar auf Fensterscheiben gesprüht hat. Alle Mädchen und Jungen lehnten diese Schmierereien total ab und ärgerten sich maßlos darüber. Sie fanden es richtig, dass solche Sprayer bestraft werden. Andererseits gefiel ihnen die Idee, graue, langweilige Wände künstlerisch zu verschönern.
Was lag da näher, es selbst einmal mit Graffiti als Form der gestalteten Umwelt zu versuchen - ganz legal. Der eigene Name als Graffiti Schriftzug sollte das Thema der nächsten Wochen werden. Aus praktisch-technischen Gründen wurde der erste Versuch nicht mit Spraydosen an Wänden ausgeführt, sondern mit Wasserfarben sowie Farbstiften auf Papier. Die Schüler/innen lernten zwei verschiedene Gruppen von Graffiti Schriften kennen: Wildstyle (verwinkelt mit Haken) und Bubblestyle (dickere Buchstaben, die wie aufgeblasen aussehen). Aus den Vorlagen konnten auch eigene Schriftzeichen entwickelt werden. Die einzelnen Buchstaben des Vornamens wurden anschließend nebeneinander oder überlappend angeordnet. Es folgten die Farbfüllungen, die mit unterschiedlichen Materialien auf ihre Wirkung hin überprüft wurden. Danach erhielten die Buchstaben eine dunkle Kontur. Für 3D-Letter kam eine weitere, farbig leuchtende, breite Kontur hinzu und dann nochmal ein Schatten. In den in verschiedenen Grautönen gestalteten Hintergrund konnten noch weitere Elemente wie Sterne, Kleckse, Pfeile usw. eingefügt werden.
Die nachfolgenden Bilder sind gelungene Beispiele von zehnjährigen Graffiti Künstlerinnen und Künstlern, die allen Freude machen.

4a_graffiti_lena

Bild 1: Lena P.

4a_graffiti_emily

Bild 2: Emily D.
4a_graffiti_nicolas 4a_graffiti_nick
Bild 3: Nicolas C. Bild 4: Nick Sch.
4a_graffiti_ilvy_h 4a_graffiti_justin_k
Bild 5: Ilvy H. Bild 6: Justin K.
4a_graffiti_felix_b 4a_graffiti_noah_s
Bild 7: Felix B. Bild 8: Noah S.
4a_graffiti_pascal_g 4a_graffiti_leon_bo
Bild 9: Pascal G. Bild 10: Leon Bo.

4a_graffiti_joshua

Bild 11: Joshua B.

4a_graffiti_benedict

Bild 12: Benedict V.
Auch in der Stadt Moers gibt es einige beachtenswerte Bemühungen, das Sprayen von Graffiti als Kunstform zu akzeptieren, zu legalisieren und gleichzeitig das Stadtbild künstlerisch aufzupeppen. Die Bahnunterführung an der Homberger Straße, ehemals dunkel, grau, hässlich und etwas unheimlich, wurde hell und bunt. Der Tunnel erhielt neben einer neuen LED-Beleuchtung eine Gestaltung mit Graffitis. Die Krefelder Künstler Bastian Feldkeller und sein Düsseldorfer Kollege "Kj263" verschönerten Ende des Jahres 2012 die Wände mit fröhlichen Radfahrer Motiven.