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Klasse 4a: Farbmosaik
- Kategorie: 03 Klassenarchiv Schuljahr 2012/2013
- Erstellt: Freitag, 10. Mai 2013 15:53
- Geschrieben von Brigitte Reinhard
Bild: Ilvy H., 18.03.2013 |
Maler und Designer verwenden für ihre Gestaltung Farben. Neben ihrer persönlichen Empfindung, ausgelöst durch Intuition und Inspiration, ist auch theoretisches Wissen über Farben und deren Wirkungen wichtig. Im Kunstunterricht der Klasse 4a beschäftigten sich die Kinder mit der Farbenlehre nach Johannes Itten. Der Maler und Kunsterzieher aus der Schweiz hatte viele alte Meisterwerke untersucht und daraus allgemeingültige, zeitlose Farbgesetze abgeleitet, die er 1961 in seinem Buch "Kunst der Farbe" veröffentlichte.1) |
Der zwölfteilige Farbkreis | |
Als Einführung in die konstruktive Farbenlehre entwickelte Itten einen zwölfteiligen Farbkreis. In diesem zwölfteiligen Farbkreis hat jede Farbe ihren Platz. Die Farben folgen sich in der Anordnung dem Regenbogen. Die Grundfarben Gelb, Rot, Blau befinden sich in einem Dreieck inmitten des Farbkreises. Sie sind die Basis, aus der sich alle Farben mischen lassen. Auch Computer und Drucker stellen im RGB-Farbmodus (R=Rot, G=Gelb, B=Blau) alle Farben aus diesen Grundfarben her. Die Grundfarben nennt man auch Primärfarben oder Farben erster Ordnung. Um das Dreieck mit den Farben erster Ordnung befindet sich anschließend ein Sechseck. Es ist ausgefüllt mit den Mischfarben der Grundfarben: Orange (Gelb und Rot), Grün (Gelb und Blau), Violett (Rot und Blau). Diese Mischfarben nennt man auch Sekundärfarben oder Farben zweiter Ordnung. Im äußeren Ring des zwölfteiligen Farbkreises befinden sich schließlich die Primärfarben, die Sekundärfarben sowie die Tertiärfarben. Letztere sind die Farben dritter Ordnung, also die Mischung der Primärfarben mit den Sekundärfarben: Gelb-Orange, Rot-Violett, Blau-Violett, Blau-Grün, Gelb-Grün. |
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Farbkontraste | |
Johannes Itten führt sieben Farb-Kontraste in seinem Buch auf: Farbe-an-sich-Kontrast, Hell-Dunkel-Kontrast, Kalt-Warm-Kontrast, Komplementär-Kontrast, Simultan-Kontrast, Qualitäts-Kontrast, Quantitäts-Kontrast. Auf drei Kontraste möchte ich nachfolgend etwas näher eingehen. | |
Der Hell-Dunkel-Kontrast: So man einer wird sich nun fragen: "Und was ist mit den Farben Schwarz und Weiß? Die fehlen in dem Farbkreis!" Schwarz, Weiß und deren Mischfarbe Grau gehören nicht zu den Farben. Sie werden als Nichtfarben oder unbunte Farben bezeichnet. Farben werden mit Schwarz und Weiß abgedunkelt beziehungsweise aufgehellt. Dabei ist jedoch zu beachten, dass eine aufgehellte oder abgedunkelte bunte Farbe ihre Leuchtkraft verliert. Man sagt dann, die Farbe ist gebrochen oder getrübt. Licht und Dunkelheit sind als gegensätzliche Kontraste für die Natur und das menschliche Leben von großer Bedeutung. Schwarz und Weiß bilden für den Maler und Designer den stärksten Kontrast, das stärkste Ausdrucksmittel. Auch die bunten Farben können als Hell-Dunkel-Kontrast verwendet werden. Zum Beispiel hat der berühmte Maler Rembrandt in seinem Bild "Der Mann mit dem Goldhelm" diesen Kontrast als Gestaltungsmittel verwendet. Der Komplementär-Kontrast: Im Farbkreis von Itten liegen sich die Komplementärfarben genau gegenüber: Gelb - Violett, Gelborange - Blauviolett, Orange - Blau, Rotorange - Blaugrün, Rot - Grün, Rotviolett - Gelbgrün. Zwei pigmentierte Farben, die zusammengemischt ein neutrales Grau ergeben, bezeichnet man als Komplementärfarben. In der Physik sind zwei farbige Lichter, die miteinander gemischt ein weißes Licht ergeben, ebenfalls komplementär. Unser Auge erzeugt automatisch zu einer Farbe als Nachbild dessen Komplementärfarbe. Komplementärfarben sind zwar gegensätzlich, sie ergänzen sich aber auch harmonisch und steigern gegenseitig ihre Leuchtkraft. Gegensätze ziehen sich an! Das ist sicherlich ein Grund, weshalb auf der ganzen Welt die Komplementärfarben Rot - Grün als klassische Weihnachtsdekoration so beliebt sind. Der Kalt-Warm-Kontrast: Können Farben eine Temperatur haben? In Versuchen hat man herausgefunden, dass in einem blaugrünen Raum die Wärmeempfindung um drei bis vier Grad kälter war als in einem rotorange gestrichenen Raum. Auch Rennpferde haben sich in einem blauen Raum eher abgekühlt und beruhigt als in einem roten Raum. Die Farben von Gelb bis Rotviolett empfinden wir als warme Farben. Die Farben Grün bis Violett eher kalt. Farbtemperauren und ihre Assoziationen zu Feuer (Rot und Gelb) sowie zu Wasser (Blau) sind sehr wichtig für die Malerei, die Raumgestaltung und auch für die Werbung. |
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Soweit die Farbenlehre. Im weiteren Verlauf des Kunstunterrichts sollten die Kinder ihr theoretisch erworbenes Wissen praktisch umsetzen. Sie gestalteten ein Bild im Kalt-Warm-Kontrast. Durch das Verpusten von schwarzer Deckfarbe entstanden Linienspuren, die sich überkreuzten und "Mosaiksteine" bildeten. Die Idee, von Warm (Bildmitte) nach Kalt (Bildrand), gefiel den Mädchen und Jungen am besten. Sämtliche Farben wurden aus den drei Primärfarben Gelb, Rot, Blau gemischt. | |
Bild: Benedict V., 11.03..2013 | |
Bild: Nicolas C. 18.03.2013 | Bild: Noah S., 02.04.2013 |
Bild: Chiara B., 06.05.2013 | Bild: Fynn G., 08.04.2013 |
Bild: Justin K., 18.03.2013 | |
1) Quelle: Johannes Itten "Kunst der Farbe - Studienausgabe", Otto Maier Verlag Ravensburg, 4. Auflage 1961 und 1970 | |